Liturgischer Kalender – Heute tiefer atmen
Ein Blick auf den liturgischen Kalender ist mehr als reine Terminplanung. Er führt uns mitten hinein in das Gedächtnis der Kirche, das Tag für Tag aufleuchtet wie ein Kaleidoskop aus Heiligenfesten, Gedenktagen und Festen des Herrn. Heute, am 28. April, richtet sich unser Augenmerk auf den seligen Luchesius von Poggibonsi. Dieser toskanische Kaufmann wandelte seinen Erwerbssinn in barmherzige Kreativität um, als er die Botschaft des heiligen Franz hörte. Er verkaufte, was er besaß, um sich ganz den Armen und Kranken zu widmen, und ließ sein Haus zu einem offenen Gasthaus für Bedürftige werden. Seine Nachbarn staunten, weil Großzügigkeit plötzlich ansteckend wirkte. Luchesius starb 1260, doch seine Sehnsucht nach einem einfachen, genügsamen Leben hallt bis heute in unseren Städten wider.
Wer seinen Gedenktag bewusst begeht, stellt sich eine schlichte Frage: Welche Tür meines Herzens möchte Gott heute weiter öffnen? Vielleicht wartet im Krankenhausflur ein einsamer Patient auf ein kurzes Gespräch, vielleicht sitzt die Kollegin nach Feierabend über Steuererklärungen, vielleicht klingelt der Nachbar, weil sein WLAN streikt. Liturgie und Leben verschmelzen, wenn wir die Erinnerung an Heilige in kleine Handreichungen übersetzen. Genau das meint Papst Franziskus, wenn er sagt, Heiligkeit bestehe in „dem Mut, Tag für Tag kleine Schritte zu gehen“.
Der Kalender enthält natürlich weitaus mehr als ein einzelnes Fest. Wer tiefer eintauchen möchte, findet auf unserer Unterseite eine Übersicht der kommenden Wochen samt kurzen Impulsen. Ein Klick auf den jeweiligen Tag öffnet weiterführende Texte, Bibelstellen und Gebete. So kann jeder seinen persönlichen Rhythmus entwickeln – vielleicht die Laudes auf dem Weg zur Arbeit, eine stille Minute zur Sext oder eine abendliche Dankrunde mit der Familie. Auf diese Weise wird der Alltag zum Kloster ohne Mauern.